Sport vor Ort stärken
Rund 60 Prozent der Mitgliedsvereine des Sportbundes Rheinland haben ihren Sitz in einer Kommune mit weniger als 5.000 Einwohnern. Grund genug für die Sportjugend Rheinland, sich 2025 unter dem Motto „Sport vor Ort“ den besonderen Bedingungen von Sportvereinen im ländlichen Raum zu widmen.
Wie wirkt sich der Vereinssitz auf die Jugendarbeit eines Vereins aus? Welche Angebote gibt es in der Fläche, und welche besonderen Herausforderungen haben Vereine in kleineren Kommunen zu meistern? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde eine Sonderauswertung der Vereinsbefragung aus dem Jahr 2024 vorgenommen.
Sportvereine auf dem Land mit wenig Konkurrenz
Während Vereine in Gemeinden bis 500 Einwohner meist nur einen (0,88 im Durschnitt) weiteren Anbieter als Konkurrenz haben, gibt es in Kommunen mit 2000 bis 10000 Einwohnern im Schnitt 3,63 und in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohner 5,54 weitere Sportanbieter. Im ländlichen Raum müssen sich Vereine vorwiegend gegen andere Sportvereine oder den Individualsport behaupten, während in großen Kommunen vor allem Fitnessstudios und Freizeiteinrichtungen (z.B. Schwimmbäder) eine Konkurrenz darstellen.
Wenig sportliche Vielfalt für Jugendliche
Nicht nur die Zahl der Anbieter, sondern auch die inhaltliche Breite ist in den kleinen Gemeinden bis 500 Einwohner (13 Sportarten) deutlich geringer als in den Städten ab 10.000 Einwohner (39 Sportarten). Auf dem Land dominieren Fußball, Tanzen, Turnen und Schießsport. Ergänzt werden sie durch Angebote in der Leichtathletik, im Radsport, Tennis und Tischtennis. So verwundert es nicht, dass insbesondere die Vereine in den kleineren Gemeinden überproportional häufig fehlende Angebote als Austrittsgrund von Mitgliedern angeben.
Fehlende ÖPNV-Anbindung erschwert Zugang zum Sport
Etwas über 40 Prozent der Vereine geben an, dass die von Ihnen genutzten Sportanlagen nicht mit Angeboten des ÖPNV erreichbar sind. Kinder und Jugendliche müssen daher entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Training gelangen oder sind auf die Eltern angewiesen.
Auch wenn die Ergebnisse der Umfrage für die einzelnen Kreise nicht repräsentativ sind, so lässt sich doch ein deutliches Stadt-Land-Gefälle erkennen. Während beispielsweise in Trier nahezu alle Sportstätten mittels ÖPNV erreichbar sind, trifft dies z.B. im Westerwald nur auf rund jede zehnte Anlage zu.
Die eingeschränkte Anbindung reduziert die Anzahl der Angebote, die durch Jugendliche selbstständig erreichbar sind.
Zwischen Mitgliedermangel und Sportstättenengpass
Der Trainermangel stellt auf alle Vereine gesehen die größte Herausforderung für die Jugendarbeit dar. Bei Vereinen in Orten bis 500 Einwohnern trifft dies jedoch nur auf 44,8 Prozent der Vereine zu. In größeren Städten (über 10.000 Einwohner) liegt dieser Wert bei 54,3 Prozent.
In Orten bis 2.000 Einwohner sehen Vereine die Mitgliedergewinnung als zweitgrößte Herausforderung. Bei Vereinen in Städten liegt die Verfügbarkeit von Sportstätten an zweiter Position.
Vereine und Kommunen sind gleichermaßen gefordert
Mit Blick auf die besonderen Herausforderungen für die sportliche Jugendarbeit in ländlichen Regionen bedarf es einer Verbesserung der Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Sport- und Bewegungsflächen durch die Kommunen. Dabei sollte insbesondere das ÖPNV-Angebot auch die Freizeitbedürfnisse von Jugendlichen zu berücksichtigen und nicht nur die Erreichbarkeit der Schule. Doch auch Vereine sind aufgerufen, das Angebot für Jugendliche vor Ort auszubauen, insbesondere hinsichtlich der Vielfalt der Sportarten. Ziel sollte es sein, auch die Jugendlichen für den Vereinssport zu begeistern, denen das bisherige Angebot nicht zusagt.
„Nur wem es gelingt, bereits Kinder und Jugendliche für den Sport im Verein zu begeistern, der hat auch bei den Erwachsenen eine gute Mitgliederbasis“, betont Mehran Faraji, Vorsitzender der Sportjugend Rheinland. „Vereine auf dem Land konkurrieren dabei zwar seltener mit anderen Sportanbietern, dennoch ist die Mitgliedergewinnung kein Selbstläufer“, so Faraji weiter.