"Sportverein sollten pragmatisch handeln"
Univ.-Prof. Dr. Tim Bindel beschäftigt sich mit der Zukunft des Jugendsports
Im Rahmen der Vollversammlung der Sportjugend Rheinland sprach er zum Thema „Zwischen Wandel und Verlässlichkeit: Die Zukunft des Jugendsports“. Der Mainzer Professor beleuchtete darin die Herausforderungen und Möglichkeiten für Sportvereine bei der Bindung und Neugewinnung von jugendlichen Mitgliedern. Dabei unterschied Bindel zunächst zwischen Retrosport und Neosport. Unter Retrosport ist eine klassische Vereinsmitgliedschaft zu verstehen, bei der in der Regel die Teilnahme am Wettkampfbetrieb im Mittelpunkt steht. Neosport bezeichnet dagegen flexibel ausübbare Sport- und Fitnessangebote, wie zum Beispiel Fitnessstudios, Boulder- oder Trampolinhallen.
Die gute Nachricht für den organisierten Sport: Vereinssport wird nach wie vor nachgefragt. Allerdings ist Fitness bei Jugendlichen ab 16 Jahren der Jugendsport Nummer eins. Bindel erläuterte das anhand von Daten zum Dropout, also dem Vereinsaustritt, von Kindern und Jugendlichen in einer bestimmten Altersklasse. Dieser Dropout ist oft dann zu beobachten, wenn sich der Charakter des Sporttreibens im Verein verändert – vom Spaß an der Bewegung hin zum Wettkampfsport.
Laut Bindel ist es für Vereine kaum möglich, die beiden politischen Ziele „Teilhabe und Diversitätssensibilität“ und „spezifischer Sporterfolg“ mit nur einem Plan zu meistern. Weniger talentierte Kinder und Jugendliche, die aber Lust auf eine Sportart haben, bleiben im wettkampforientierten Sportverein häufig auf der Strecke. Ebenso ist ein später Einstieg von Jugendlichen in den Wettkampfsport aufgrund von fehlenden Grundlagen nur schwer darstellbar. „Wer begleitet freiwillig Kinder und Jugendliche dabei, wie sie „schlecht“ Sport treiben?“, fragte der Professor der Uni Mainz daher provokativ.
Eine generelle Lösung zu dieser Problematik gibt es laut Bindel nicht, aber er konnte den rund 50 Teilnehmer*innen der Vollversammlung ein paar Ansätze mitgeben: „Sportvereine sollten pragmatisch handeln. Um attraktive Alternativen zu schaffen, könnten sie beispielsweise flexiblere Angebote schaffen oder Netzwerke mit Schulen oder anderen Vereinen gestalten.“