Training allein ist nicht genug

Themenjahr als Auftakt für mehr Bewegungsförderung – Kostenfreie Aktionen für Vereine

Fußball oder Handball? Turnen oder Tischtennis? Sportvereine konkurrieren in der Gunst des Nachwuchses schon länger nicht mehr nur untereinander, sondern müssen sich im Wettbewerb der Freizeitbeschäftigungen gegen Smartphone oder Konsole behaupten. Der Abwärtstrend bei den Vereinsmitgliedschaften im Kinder- und Jugendsport, der bereits seit einigen Jahren zu beobachten ist, wurde zuletzt durch die Corona-Pandemie nochmals verschärft. So ist allein im Sportbund Rheinland ein Minus von 14.000 Minderjährigen im Vergleich zwischen 2022 und 2020 zu verzeichnen. Dies hat Auswirkungen auf das Angebot der Sportvereine, aber noch mehr auf die körperliche Fitness der Kinder und Jugendlichen selbst. Erreichten schon vor der Pandemie 80 Prozent der Kinder im Schulalter die tägliche Bewegungsempfehlung von 60 Minuten der Weltgesundheitsorganisation nicht, so nahm die Inaktivität durch Corona weiter zu. Gerade Kinder in Städten und aus bildungsfernen Milieus hatten nur eingeschränkte Möglichkeiten selbst aktiv zu werden, so die Ergebnisse einer Untersuchung des Karlsruher Instituts für Technologie. 

„Sport im Verein reduziert die Bewegungsarmut, aber das Training allein ist nicht genug“, stellt Mehran Faraji, Vorsitzender der Sportjugend Rheinland, mit Blick auf die Forschungsergebnisse fest. Unter dem Motto „Comeback der Bewegung“ hat die Sportjugend die Bedeutung von Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen 2022 versucht, in das Bewusstsein von Vereinen, Eltern und Politik zu rücken. „Es braucht mehr Bewegung im Alltag“, beschreibt Felix Horbach, Ressortleiter Jugendprojekte und Finanzen die Herausforderung. „Nur wenn allen Kindern Sport- und Spielangebote ohne Zugangshürden offenstehen, kann der Trend zur Inaktivität gestoppt werden“, so Horbach weiter. 

Die Sportjugend Rheinland hat dazu verschiedene Konzepte zur Bewegungsförderung entwickelt und stellt diese den Sportvereinen kostenfrei zur Verfügung. So wurde der SPORTspielPLATZ als offenes Bewegungsangebot konzipiert, an dem Kinder ohne Anmeldung und ohne Mitgliedschaft teilnehmen können. In 14 Vereinen wurde das Projekt 2022 erfolgreich umgesetzt. Die Bewegungsrallye mit Maskottchen Muhv ermöglicht es Vereinen, ein kostenfreies und niedrigschwelliges Angebot zusätzlich zum Training anzubieten. Durch die freie Zugänglichkeit können zudem neue Zielgruppen auf den Verein aufmerksam werden. „Wir hätten uns gewünscht, dass mehr Vereine diese Angebote nutzen“, bilanziert Felix Horbach und hofft, dass sich in den kommenden Monaten weitere Vereine an den Projekten beteiligen. 

„Wir müssen auch im Sport noch mehr für eine ganzheitliche Bewegungsförderung werben“, resümiert Mehran Faraji die Bilanz zum Ende des Themenjahres. Die Sportjugend Rheinland wird das Thema auch in den kommenden Jahren weiter begleiten. 2023 soll dabei der Fokus auf die Qualifizierung von Engagierten in der Jugendarbeit gelegt werden. Fast 20 Prozent der Engagierten im Kinder- und Jugendsport sind nicht für die Tätigkeit qualifiziert, so die Zahlen aus dem Sportentwicklungsbericht. Dabei spielen Trainer und Übungsleiter eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Spaß an Bewegung. 

Bild: iStock/LSB RLP/FS-Stock

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