Trikot gegen Konsole und Smartphone: Kinder sollten ein Recht auf Sport haben

„Comeback der Bewegung“ soll vor allem junge Menschen zu mehr Bewegung und Sport motivieren – Sportjugend Rheinland stellt neue Formate und Maßnahmenkatalog vor

Unter dem Motto „Comeback der Bewegung“ möchte die Sportjugend Rheinland 2022 die Bedeutung von Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wieder mehr in das Bewusstsein von Vereinen, Eltern und Politik rücken. Mit neuen Formaten wie dem SPORTspielPLATZ und einer Bewegungsrallye gibt die Sportjugend Vereinen Instrumente an die Hand, um Kinder und Jugendliche für den Sport im Verein zu begeistern. Ein umfangreiches Fortbildungsangebot sowie bewährte Veranstaltungen wie der Sporterlebnistag runden das Jahresprogramm ab. „Alle Kinder sollten ein Recht auf Sport haben“, fordert Michael Herrmann, Ressortleiter Jugendpolitik der Sportjugend Rheinland, auch angesichts dieser Initiativen.

Vor allem Kinder entdecken über Bewegung die Welt, sie kräftigen den Körper, entwickeln motorische Kompetenzen und legen somit den Grundstein für das weitere Leben. Doch ein Blick in den Alltag vieler Kinder- und Jugendliche lässt erschrecken: So zeigen Studien, dass der kindliche Bewegungsdrang bereits in jungen Jahren ausgebremst wird. Mit dem Eintritt in Kita und Schule sind signifikante Abnahmen der täglichen Bewegungszeit verbunden. Spätestens in der Schule erreichen fast 80 Prozent der Kinder die tägliche Bewegungsempfehlung von 60 Minuten der Weltgesundheitsorganisation nicht. Dies sind alarmierende Zahlen, denn fehlende Bewegung führt auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Positive Effekte auf das Lernen sowie die Zufriedenheit bleiben aus.

Dies Abwärtsspirale der Bewegung hat sich in der Corona-Pandemie verschlimmert: Sport- und Trainingsstunden in Vereinen und Schulen sind ganz oder teilweise entfallen. Die Schließung von Spiel- und Bolzplätzen schränkte auch selbstorganisierte Bewegungsaktivitäten ein. So darf es nicht verwundern, dass Sportschuhe und Trikot vermehrt gegen Konsole oder Smartphone getauscht wurden, Sportvereine zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre Mannschaften zu bestücken und ganzen Jahrgängen grundlegende motorische Fähigkeiten – zu Wasser und an Land – fehlen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Entwicklung wieder umzukehren ist.

„Der Sport im Verein leistet einen großen Beitrag für mehr Bewegung, doch es braucht einer gesamtgesellschaftlichen Allianz“, betont Mehran Faraji, Vorsitzender der Sportjugend Rheinland, mit Blick auf die Bewegungsarmut des Nachwuchses. So verweist er darauf, dass spielende Kinder nicht länger als Lärm eingestuft werden dürften und Schulhöfe nachmittags nicht geschlossen werden sollten. „Als Gesellschaft liegt es in unserer Hand, ob wir die Kommunen vor Ort kinderfreundlich gestalten und so Bewegungsarmut vorbeugen“, so Faraji weiter.

Wie mehr Bewegungsanreize realisiert werden können, hat die Sportjugend Rheinland in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst. Dieser soll in den kommenden Monaten mit Vertretern aus Sport und Politik diskutiert werden.

 

Die Sportjugend Rheinland setzt sich für folgende Maßnahmen ein:

  • Erweiterung der Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche in Sportvereinen, z.B. über Ferienaktionen
  • Umsetzung kindzentrierter Trainingsmethoden, bei denen der Spaß im Vordergrund steht
  • Etablierung qualifizierter Trainer im Kinder- und Jugendsport in allen Vereinen
  • adäquate Förderung von Vereinen, die sich im Kinder- und Jugendsport engagieren
  • materielle Zugangshürden zum Sport beseitigen
  • Fußläufig erreichbare Bewegungsflächen wie Bolz- und Spielplätze schaffen
  • Sichere Geh- und Radwege auf Schulwegen und zu Sportplätzen gewährleisten
  • Öffentliche Plätze, Sportplätze und Schulhöfe als Spielflächen zur Verfügung stellen
  • Aufwertung des Schulsportes
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