Rückenwind für die Jugendarbeit

Sportjugend Rheinland präsentiert Ergebnisse ihrer Vereinsbefragung - Interview mit dem Vorsitzenden Rolf Müller

Die Sportjugend Rheinland versteht sich als Dienstleister für die Sportvereine und Fachverbände im nördlichen Rheinland-Pfalz. Entsprechend sollte ihr Handeln an deren Interessen und Bedürfnissen ausgerichtet sein. Was erwarten aber die Vereine und Verbände von einer Dachorganisation des Sportes? Wo liegen Probleme? Wo gibt es eränderungsbedarf? Was läuft gut, was läuft schief in der Zusammenarbeit? Die Sportjugend Rheinland wollte es genauer wissen und startete zusammen mit dem RheinAhrCampus eine Vereinsbefragung. Über deren Ergebnisse unterhielten wir uns mit dem Vorsitzenden der Sportjugend Rheinland, Rolf Müller.

Und noch eine Studie Herr Müller. Warum hat die Sportjugend zum jetzigen Zeitpunkt die Befragung in Auftrag gegeben?

Müller: Es ist ja nicht so, dass wir zu allen möglichen Anlässen Befragungen durchführen lassen. Meines Wissens ist ein solches Projekt im organisierten Sport in Rheinland-Pfalz einmalig. Unser Ziel war es, ein aktuelles Bild über die Bedürfnisse und Themen zu erhalten, die die Vereine in der Jugendarbeit derzeit beschäftigen, um in der Folge mit entsprechenden Angeboten und Dienstleistungen die Jugendarbeit in den Vereinen unterstützen zu können.

Wie repräsentativ ist die Befragung?

Müller: Wir haben alle Mitgliedsvereine des Sportbundes Rheinland per Post angeschrieben. Am Stichtag 1. Mai 2012 waren es 3.249. Über 600 Vereine haben geantwortet. Wenn man die Fragebögen rausnimmt, die nur teilweise ausgefüllt wurden, so ergibt sich eine Quote von fast 20 Prozent. Damit können wir sehr zufrieden sein. Somit kann die Befragung als repräsentativ betrachtet werden, zumal alle Sportkreise und Vereinsgrößen in etwa gleich vertreten sind. Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle allen zu danken, die zu diesem Ergebnis beigetragen haben.

Was sind nun die zentralen Ergebnisse?

Müller: Viele Vereine hatten bisher nur einen begrenzten Kontakt zur Sportjugend. Unsere einzelnen Aufgabenfelder und Angebote sind durchaus bekannt, aber insbesondere spezielle Leistungen, wie zum Beispiel die Freizeitanlage und Bildungsstätte Brohltal, kennen viele Vereine nicht. Die Arbeit der Sportjugend wird von den Vereinen weitgehend als positiv beurteilt, und die richtigen Schwerpunkte sind gesetzt. Für uns wichtig zu wissen: Auch die Jugendarbeit in den Vereinen ist von den Themen Geld, Personal und Infrastruktur überlagert. So erwarten die Vereine eher Unterstützung in dieser Hinsicht als inhaltliche Anregungen. Die Schwerpunkte variieren dabei je nach Vereinsgröße, wobei kleine Vereine tendenziell weniger interessiert an einer Beratung sind. Dies lässt sich sicher durch die begrenzten Ressourcen in diesen Vereinen erklären. Überraschend war für uns die Erkenntnis, dass als Weiterbildung vor allem Seminare zu den Themen gewünscht werden. Kleinere Vereine wünschen sich zudem spezielle Unterstützung in rechtlichen Fragen.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus,  wird sich die Arbeit der Sportjugend grundlegend verändern?

Müller: Es stimmt uns schon nachdenklich, dass die Aufgaben und Angebote zu wenig in den Köpfen der Verantwortlichen im Verein verankert sind. Deshalb müssen wir mehr in die Öffentlichkeit gehen. Erste Schritte sind bereits vollzogen oder eingeleitet. So haben wir unsere Homepage grundlegend überarbeitet. Hier finden sich in der Rubrik „Vereinsservice“ viele Tipps und Hinweise für eine erfolgreiche Jugendarbeit. Außerdem planen wir, mehr Seminare und Infoveranstaltungen im ländlichen Raum anzubieten. So sind unter anderem in diesem Jahr acht Sportkreisjugendtage vorgesehen. Die Vereine sollten diese Gelegenheit nutzen, die Sportjugend und den Jugendwart kennen zu lernen. Mit einem Jugendleiter-Special haben wir zudem ein neues Format geschaffen, was den Austausch der Vereine untereinander beleben soll. Mit einem Wettbewerb zur Förderung von jungem ehrenamtlichen Engagement und begleitender Medienarbeit werden wir unsere Bekanntheit weiter steigern. Generell gilt aber: Es ist bereits vieles vorhanden. Die Vereine müssen es nur wissen und die Angebote entsprechend aufgreifen.

Welche Bedeutung hat diese Befragung für die langfristig perspektivische Arbeit der Sportjugend?

Müller: Wir nehmen die Anregungen der Vereine sehr ernst und freuen uns weiterhin über Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Die bisherigen Ergebnisse werden in mehreren Konferenzen noch im Detail diskutiert werden. Wir müssen eine Prioritätenliste erstellen. Was sollten wir direkt angehen, was brennt den Vereinen  unter den Nägeln, was duldet aus unserer Sicht noch Aufschub? Insofern ist dies ein nie endender Prozess. Diese Befragung wird über Jahre Grundlage vieler unserer Entscheidungsprozesse sein.

Das Gespräch führte Wolfgang Höfer

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